Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Ursache für das Auftreten der Schuppenflechte das Vorhandensein einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sein kann, bei der die Betroffenen an regelmäßigem Durchfall, blutigem Stuhl und Bauchkrämpfen leiden.

Von Schuppenflechte, einer chronischen entzündlichen Erkrankung der Haut und bisweilen auch der Gelenke und anderer Organe, sind in Deutschland 1,5 Millionen Menschen betroffen.

Darmerkrankungen und Psoriasis treten oft gemeinsam auf

Dabei wird häufig beobachtet, dass Darmerkrankungen und Schuppenflechte gemeinsam auftreten. Dies haben Wissenschaftler des Lehrstuhls für Epidemiologie der Universität Augsburg zum Anlass genommen zu untersuchen, ob es zwischen diesen beiden Erkrankungen einen Zusammenhang gibt. Dafür haben sie den sogenannten mendelschen Randomisierungsansatz verwendet: Im Rahmen dieser Methode haben sie mithilfe mathematischer Modelle die Erbinformationen von beinahe einer halben Million Personen verarbeitet, die aus verschiedenen genetischen Studien bereits vorlagen. Sofern die genetischen Informationen auf eine ganz charakteristische Weise mit beiden Erkrankungen zusammenhängen, können mathematisch gesicherte Schlussfolgerungen über kausale Zusammenhänge gezogen werden.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen erhöhen Risiko

Die Ergebnisse waren eindeutig: Leidet eine Person an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, erhöht sich das Risiko, dass später auch eine Schuppenflechte mit oder ohne Gelenkentzündung auftritt. Umgekehrt konnte jedoch kein Zusammenhang nachgewiesen werden. Die Analysen von Untergruppen legten nahe, dass insbesondere Morbus Crohn und nicht die Colitis ulcerosa für das Risiko verantwortlich ist beziehungsweise das Risiko erhöht.

Die Entstehung von Schuppenflechte besser verstehen

Weitere Studien seien nun nötig, um zu klären, wie genau die Krankheitsabläufe im Körper sind. Für die medizinische Versorgung seien aber bereits die Ergebnisse der aktuellen Studie von großer Bedeutung, da sie nicht nur zum besseren Verständnis der Entstehung der Schuppenflechte beitrügen, sondern auch verdeutlichten, dass bei Diagnose und Behandlung die zuständigen Disziplinen der beiden Krankheitsbilder in Zukunft zusammenarbeiten müssen.

Darmpatienten im Auge behalten

Wichtig sei, dass Hausärzte und Gastroenterologen, die im Wesentlichen für die Betreuung von Patienten mit chronischen Darmerkrankungen zuständig sind, wissen, dass diese Patienten ein erhöhtes Risiko für Schuppenflechte haben. Darauf sollten sie ein besonderes Augenmerk haben, um beim Auftreten von Hauterscheinungen oder Gelenkbeschwerden frühzeitig die Diagnose Schuppenflechte zu stellen und eine adäquate Therapie durch Dermatologen einleiten zu können, so die Autoren der Studie.


Literatur
Freuer D et al. (2022) JAMA Dermatol. DOI: 10.1001/jamadermatol.2022.3682


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (11) Seite 6