Rund 10.000 Patient:innen mit eingeschränkter Nierenfunktion kommen jedes Jahr in Deutschland neu an die Dialyse. Durch eine gezielte Prävention und regelmäßiges Monitoring kann eine drohende Dialysepflichtigkeit vermieden oder den Betroffenen zumindest ein rechtzeitiger und schonender Übergang auf eine anstehende Nierenersatztherapie ermöglicht werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei eine gute Zusammenarbeit zwischen Hausarztpraxis und Fachärzt:innen.

"In unserer Praxis sind in den letzten Jahren keine Patienten der mittleren Altersgruppe dialysepflichtig geworden, ohne dass sie vorher einmal in der nephrologischen Ambulanz waren", erklärt Dr. Johannes Duttlinger aus Offenburg, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Wissenschaftlichen Instituts für Nephrologie mit Blick auf die Versorgungsschnittstelle zwischen Haus- und Fachärzt:in. "Nach meiner persönlichen Erfahrung hat sich die Zusammenarbeit in den letzten 10 Jahren deutlich verbessert." Zwar sei in den bezahlten Check-up-Programmen die Kontrolle des Kreatinins nicht enthalten, werde aber meist mitbestimmt. "Die Labore liefern auch häufig automatisch eine daraus geschätzte GFR (CKD-EPI) mit." Eine Nierenfunktionseinschränkung ließe sich in der Hausarztpraxis frühzeitig erkennen. Die Patient:innen könnten so zielgerichtet nach den Leitlinien in die Facharztpraxis überwiesen werden.

Prof. Dr. Werner Kleophas, Nephrologe und Diabetologe aus Düsseldorf, weist in diesem Kontext auf die heutigen individuellen Behandlungsmöglichkeiten hin: "Neue Therapieoptionen können den Beginn einer Dialysetherapie hinauszögern, wie der gezielte Einsatz von Blutdrucksenkern und SGLT-2-Hemmern."

Aktiver Wissensaustausch

Um Patient:innen mit einer eingeschränkten Nierenfunktion in ihrem Alltag zu unterstützen, veranstaltet der Kirchheim-Verlag das "Nierenbarcamp". Bei diesem virtuellen Veranstaltungsformat erhalten Prädialysepatient:innen sowie weitere Betroffene wichtige Hinweise im Umgang mit ihrer chronischen Nierenerkrankung und können sich mit anderen Betroffenen austauschen. Das "Nierenbarcamp" richtet sich an Menschen mit chronischer Nierenerkrankung, die nicht dialysepflichtig sind. Freunde und Verwandte sind ebenfalls herzlich eingeladen.

Das große Plus des Events ist die Umsetzung als "Barcamp": Hier wird das Programm ganz individuell von den Teilnehmer:innen zu Beginn der Veranstaltung gemeinsam erstellt. Alle können gleichberechtigt Themen einbringen. Im Fokus steht der aktive Austausch von Erfahrungen.



Autorin
Angela Monecke

Erschienen in: doctors|today, 2021; 1 (7) Seite 53