Die Behandlung von Nagelpilz gestaltet sich oft langwierig. Die klinische Heilungsrate bei schweren Onychomykosen könne aber mit einer systemischen und lokalen Kombinationstherapie gesteigert werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Expertengremium.

Die Behandlung von Onychomykosen ist besonders erschwert bei proximalem Nagelbefall, Matrixbeteiligung, langsamem Nagelwachstum und Adhärenzproblemen. Diese Faktoren sind bei der Therapiewahl zu beachten. Darüber berichteten Prof. Martin Schaller, Universitäts-Hautklinik Tübingen, sowie Dr. Dieter Reinel, Hamburg, bei der FobiDigital 2020.

Synergistische Wirkung …

In solchen Fällen könne eine systemisch-topische Kombinationstherapie sinnvoll sein. Der topische Wirkstoff Amorolfin z. B. weise sehr niedrige minimale Hemmkonzentrationen auf und zeige in vitro additive oder synergistische antimyzetische Wirkungen bei Kombination mit Terbinafin, Itraconazol und Fluconazol.

… steigert die Heilungsrate um 93 %

Eine Reihe klinischer Studien mit hochwertigem Design belege die klinische Relevanz der mikrobiologischen beobachteten Wirkungssteigerung bei Kombination systemischer Antimykotika (Terbinafin, Itraconazol, Fluconazol) mit Amorolfin 5 % Nagellack, berichteten die Dermatologen. So waren in einer randomisierten, multizentrischen Kombinationsstudie [1] 147 Patienten mit schweren Zehennagelmykosen (≥ 80 % der Nagelplatte und/oder Matrixbefall) mit Terbinafin alleine (12 Wochen) oder zusätzlich über 15 Monate mit Amorolfin 5 % Nagellack therapiert und das Ergebnis nach weiteren 3 Monaten beurteilt worden. Die zusätzliche Therapie mit Amorolfin 5 % Nagellack habe die komplette Heilungsrate von 37,5 % auf 72,3 % gesteigert, was einer relativen Erhöhung um 93 % entspräche [1].

Auch in einer Metaanalyse von 4 klinischen Studien zur Onychomykose-Therapie mit Amorolfin 5 % Nagellack in Kombination mit Terbinafin bzw. Itraconazol schlussfolgerten die Autoren, dass die Kombination mit Amorolfin 5 % Nagellack signifikant höhere komplette Heilungsraten erzielt als die Monotherapie mit einer der beiden oral eingenommenen Substanzen.

Amorolfin 5 % Nagellack bilde nach dem Auftragen einen wasserunlöslichen Film auf der Nageloberfläche. Beim etwa 10-minütigen Trocknen des Lacks verdunste das Ethanol-basierte Lösungsmittel und die Amorolfin-Konzentration an der Nageloberfläche erhöhe sich von 5 % auf 25 %. Diese hohe Lokalkonzentration begünstige das Eindringen in den Nagel und führe zu einem hohen Wirkspiegel in und unter der Nagelplatte, so die Referenten.

Experten empfehlen Kombitherapie

Hinsichtlich der praktischen Durchführung der Therapie stellte Dr. Reinel die Empfehlungen eines Expertengremiums vor, die er gemeinsam mit Prof. Dr. Schaller sowie Prof. Dr. Isaak Effendy, Bielefeld, Dr. Johannes Mayer, Herisau/Schweiz, und Prof. Dr. Pietro Nennoff, Rötha, erarbeitet hat [2]. Dabei wies Dr. Reinel darauf hin, dass unter einer topisch-systemischen Kombinationstherapie die Pilzkulturen früh negativ werden, wobei das Nativpräparat durch noch sichtbare Pilzhyphen einige Zeit länger „positiv“ bleiben könne, was jedoch kein Therapieversagen bedeute. Eine erfolgreiche Therapie dauere bis zu 18 Monate. Dabei sollte man immer zuerst mit dem Lack beginnen. Nach einer Wiedervorstellung des Patienten könne man dann die systemische Therapie starten. Der Therapiefortschritt sollte visuell dokumentiert und dem Patienten regelmäßig verdeutlicht werden, um seine Compliance zu fördern. Wenn die Nägel klinisch gesund seien, könne eine Fortsetzung der topischen Therapie als Rezidivprophylaxe erwogen werden.


Literatur
1. Baran et al. (2000) Br J Dermatol 142: 1177–1183
2. Effendy et al. (2020) Aktuelle Dermatologie 46 (07): 311–318


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2020; 24 (10) Seite 13