Wenn Menschen über 50 Jahren sogenannte REM-Schlaf-Verhaltensstörung haben und keine anderen Ursachen dafür vorliegen, wie zum Beispiel Drogenkonsum, bekommen sie mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80 % in den nächsten Jahren Parkinson oder eine parkinsonähnliche Erkrankung, behaupten Parkinson-Expert:innen der Christian-Albrechts-Universiät Kiel.

Betroffen sei die Traumschlafphase, die auch als REM-Schlaf bezeichnet wird. Normalerweise ist ein Mensch im Traumschlaf aufgrund des hierfür typischen Muskeltonus-Verlustes bewegungslos. Bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung hingegen ist ein Muskeltonus vorhanden und die geträumten Bewegungen können ausgeführt werden. Das kann für Betroffene und Partner oder Partnerin gefährlich werden. Da es viele Gründe für einen unruhigen Schlaf gebe, sollte die Diagnose REM-Schlaf-Verhaltensstörung im Schlaflabor gesichert werden, empfehlen die Wissenschaftler:innen.

Aus Studien mit bildgebender Diagnostik gibt es Hinweise darauf, dass die für die Parkinsonerkrankung typische Veränderung des Proteins alpha-synuclein sich hauptsächlich über zwei Wege im Körper ausbreitet. Während bei einem Teil der Patient:innen die Krankheit im Darm beginnt und sich von dort über Nervenzellen und Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet (body first type), können die pathologischen Auffälligkeiten auch in bestimmten Regionen des Gehirns entstehen und sich von dort in andere Gehirnregionen und auch den Körper ausbreiten (brain first type). Im ersten Fall kommt es zunächst zu Verstopfung und anschließend zu der Traumschlafstörung, im zweiten Fall stehen diese Symptome nicht im Vordergrund, sondern eher so etwas wie Riechstörung oder Depression.
Auch wenn es noch keine spezielle Therapie gibt, könnten eine Veränderung des Lebensstils, insbesondere vermehrte körperliche Aktivität und eine eher mediterran ausgerichtete Ernährung, das Risiko senken, später Parkinson zu bekommen, so die Autor:innen.


Quelle:
Berg D et al. (2021) Nature Reviews Neurology (2021). DOI: 10.1038/s41582-021-00486-9