Beim Impfmanagement sind viele Faktoren zu beachten, einer der wichtigsten ist die Lagerung der Impfstoffe. Worauf Sie beim Kühlen achten müssen und wo häufige Fehler liegen, erfahren Sie hier.

Falsche Lagerung führt schnell zum Verlust der Wirksamkeit. Das bedeutet, dass so manches Impfversagen eventuell auf falsche Handhabung des Impfstoffs zurückzuführen ist. Impfstoffe sollten daher immer schnellstmöglich in den Kühlschrank eingelagert und dort bei einer Temperatur zwischen 2° und 8° Celsius aufbewahrt werden. Die Empfindlichkeit der Impfstoffe ist unterschiedlich, bewegt sich allerdings fast immer in diesem Rahmen. Impfstoffe sind daher unbedingt vor Sonneneinstrahlung und Erwärmung zu schützen – aber auch vor Frost.

Gefahr bei Frost

Wird das nicht beachtet, kann es nicht nur zum gefährlichen Impfversagen kommen, sondern, vor allem bei zu kühler Lagerung, zu weiteren unangenehmen Folgen führen. So hat es in einer Praxis bei Impfungen enorm viele Nebenwirkungen gegeben. Die Patienten klagten über Schwellungen und starke Schmerzen an der Injektionsstelle. Die Ursache fand sich später: Die unerwünschten Lokalreaktionen an der Einstichstelle waren durch eine Zerstörung der Hilfsstoff-Matrix durch Gefrieren verursacht worden.

Doch selbst wenn der Impfstoff oder seine Hilfsstoffe selbst keinen Schaden nehmen, durch zu niedrige Temperaturen kann es in den Ampullen oder Fertigspritzen zu winzigen Rissen kommen, durch die Keime eindringen können.

Kontrollieren und dokumentieren

Die Temperatur sollte täglich mindestens einmal überprüft werden und immer dann, wenn Impfstoffe entnommen oder eingelagert werden. An Wochenenden und Feiertagen ist mit Hilfe eines Min./Max.-Thermometers zu überprüfen, ob die Grenzen eventuell überschritten wurden. Das Thermometer sollte geeicht sein und jährlich überprüft werden. Die Erfassung der Temperatur ist durch ein Protokoll festzuhalten, das anschließend archiviert wird. Darin sind Datum, Zeit, abgelesene Temperatur, ggf. Abweichungen, Bemerkungen, eingeleitete Maßnahmen und die Identität der kontrollierenden Person einzutragen, um eine nachträgliche Kontrolle und Rekonstruktion zu ermöglichen.

Der Kühlschrank

Bei der Lagerung im Kühlschrank ist außerdem zu beachten, dass die Temperatur im Kühlschrank nicht überall gleich ist. Vor allem im unteren Bereich und in der Tür ist es oft wärmer, als es den Impfstoffen zuträglich ist, und in der Nähe der Rückwand und des Gefrierfaches ist es oft zu kalt. Zu diesen Bereichen sollte ein entsprechender Abstand gewahrt bleiben. Um für dieses Problem Abhilfe zu schaffen, gibt es spezielle Umluftkühlschränke, bei denen im gesamten Kühlschrank eine weitestgehend einheitliche Temperatur aufrechterhalten wird. Zum Teil sind diese Geräte über den Impfstoffgroßhandel günstig zu beziehen.

Zwischen den Impfstoffpackungen sollte aber auch bei diesen Spezialgeräten etwas Abstand gehalten werden, damit die kühle Luft auch zirkulieren kann. Insbesondere wenn Schachteln frisch eingelagert werden, sollte auf ausreichenden Abstand geachtet werden, denn die Außentemperatur der neu eingelagerten Ware ist meist relativ warm, vor allem, wenn sie nicht in einer sorgfältigen Kühlkette mit Kühlbox transportiert wurde.

Zu beachten ist weiterhin, dass die Temperaturstabilität der Kühlschränke von verschiedenen Kriterien abhängt. Die Kühlkapazität, also die Leistungsfähigkeit des Kühlschrankes, spielt ebenso eine Rolle wie die aktuelle Außentemperatur. Die Wartung – Säubern der Kühllamellen und Beseitigen der Eisbildung, regelmäßige bzw. eventuell automatische Abtauzyklen – hat ebenfalls Einfluss auf die Sicherstellung der Kühlung. Nicht zuletzt hängt die Qualität und Gewährleistung der Kühlung auch von der Temperatur des Kühlgutes bei der Einlagerung, der Frequenz des Türöffnens und einer ununterbrochenen Stromversorgung ab. An eine frei zugängliche Steckdose gehört ein deutliches, sichtbares Schild: "NICHT ABSCHALTEN", damit die Reinigungskraft dort nicht ihren Staubsauger anschließt und im schlimmsten Fall versäumt, den Kühlschrank nachher wieder ans Netz anzuschließen.

Impfmanagement – Weitere Tipps ...
  • Die Impfstoffe sollten in der Originalpackung aufbewahrt werden. Neue Packungen immer hinter oder unter den alten bzw. bereits angebrochenen ablegen.
  • Zu oft findet man Kühlschränke vor, in denen Impfstoffampullen und Spritzen in Schubladen wild durcheinanderliegen. Teilweise sind sie bereits aus der Blisterpackung entnommen, wodurch die Sterilität manchmal zumindest unklar ist. Hin und wieder lösen sich bereits die Aufkleber, mit den damit verbundenen Risiken der Fehlzuordnung oder erschwerten Überwachung des Mindesthaltbarkeitsdatums.
  • Es sollte für jeden Impfstoff ein Mindestbestand und eine übliche Bestellmenge festgelegt werden. Ist der Mindestbestand erreicht, ist unter Berücksichtigung der Mindesthaltbarkeit und des voraussichtlichen Bedarfs die entsprechende Menge zu bestellen.
  • Den Überblick über den Impfstoffbestand kann man mit einem QM-Dokument erhalten, aus dem die relevanten Daten hervorgehen und mit dem die Ein- und Abgänge überwacht werden. Der Name des Impfstoffes, aktueller Bestand, Mindestbestand, Bestellmenge, ausstehende Eingänge (rezeptiert/bestellt, aber noch nicht geliefert/gebucht) sollten Inhalt dieser Checkliste sein. Im optimalen Fall bietet die Praxis-EDV diese Übersicht auf Knopfdruck.


Am besten werden die Vorgaben und Verhaltensweisen in einer praxisinternen Arbeitsanweisung geregelt. Vorlagen hierfür sowie Checklisten können kostenlos beim Autor unter der E-Mail-Adresse wlamers@medmarketing.de angefordert werden.



Autor:

Werner M. Lamers

Seit 1984 Unternehmensberater im Gesundheitswesen
Lamers Praxisberatung
48727 Billerbeck



Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (16) Seite 77-78