Projekte aus dem Innovationsfonds werden zumeist mit hohen Erwartungen verknüpft. Dies liegt auch daran, dass dabei häufig Millionenbeträge investiert werden, die dann natürlich auch die Versorgung – zum Beispiel für Allgemeinärzt:innen – verbessern sollen.

Braucht es eine MoniKa?

Das tun sie aber nicht. Jüngstes Beispiel hierfür ist das Projekt Mambo ("Menschen ambulant betreut, optimal versorgt") des Regionalen Gesundheitsnetzes Leverkusen und der Betriebskrankenkasse pronova. 3,4 Millionen sind hierfür aus dem Innovationsfonds bereitgestellt worden. In das Projekt waren 40 niedergelassene Ärzt:innen aus 26 Praxen und knapp 2.700 Patient:innen involviert. Ziel des Projekts war es herauszufinden, ob multimorbide Patient:innen besser versorgt werden, wenn sie statt von einer MFA in den Praxen von einer Monitoring- und Kommunikationsassistentin (MoniKa) – einer examinierten Pflegekraft mit Zusatzausbildung – betreut werden. 36 % der Teilnehmer:innen wurden in dem Projekt von einer MoniKa betreut, die anderen Patient:innen durch eine geschulte MFA.Das erstaunliche Ergebnis: Es gibt bezüglich der objektiven Versorgungsqualität von Patient:innen keine signifikanten positiven Effekte durch eine MoniKa. Was heißt das nun für die Praxis? An eine Überführung in die Regelversorgung ist nicht zu denken. Der Ansatz müsse "adjustiert" werden, kündigt pronova an. Das wird dauern. Die Hausärzt:innen werden es in diesem Fall verschmerzen können, schneiden sie mit ihren bewährten MFA hier doch gar nicht schlecht ab.

Hausarztzentrierte Nachsorge zeigt Erfolge

Deutlich vielversprechender sind da schon die Erkenntnisse aus einer Innovationsfonds-Studie der Uni Lübeck, die eindeutig belegt, dass Hausärzt:innen und ihre Teams weit intensiver in die Reha-Nachsorge einbezogen werden sollten. Ein Team um Prof. Dr. Ruth Deck unterstützte 178 Hausärzt:innen und 9 Reha-Einrichtungen ein Jahr lang dabei, 85 Rehabilitand:innen mit chronischen Rückenschmerzen auch nach einer Reha auf der Basis der "Hausarztzentrierten Nachsorge" (HaNaRe) weiter zur körperlichen Aktivität zu motivieren. Als Instrumente dazu dienten "Bewegungstagebücher" sowie ein "Beobachtungsheft". 12 Monate nach der Reha waren die meisten Rehabilitand:innen zumeist über den Ausdauersport oder ein Krafttraining zwischen 2 und 4 Stunden, ein Viertel sogar mehr als 4 Stunden pro Woche aktiv. Nur bei einem Fünftel der Teilnehmer:innen hatte HaNaRe kaum oder keine Effekte, ein Wert, der normalerweise weit höher liegt. Ein Nachsorgeprojekt also, prädestiniert für den Transfer in die Regelversorgung in die Hausarztpraxis? Ja natürlich! Nein, sagt Studienleiterin Deck, darüber konnte bisher kein Konsens gefunden werden. Also wird wohl auch dieses Projekt verpuffen oder die Hausärzt:innen adaptieren es selbst – dann allerdings auf eigene Kosten – in ihrer Praxis.

Fazit: Der Innovationsfonds hat bislang nicht zur erhofften Innovation für die Tätigkeiten von Hausärzt:innen geführt...


...meint Ihr

Raimund Schmid


Erschienen in: doctors|today, 2021; 1 (7) Seite 38