Wegen ihres etherischen Öls gehört die Pfefferminze zu den wichtigsten Heilpflanzen in der Phytotherapie.

Die als Heilpflanze verwendete Pfefferminze (Mentha x piperita L.) ist ein Tripelbastard, d. h. eine Kreuzung aus drei Mentha-Arten. Die ausdauernde Pflanze vermehrt sich vegetativ durch ihre weitverzweigten Ausläufer (Stolonen). Die Pflanze wird etwa 60 cm hoch, hat hellgrüne, lanzettliche Blätter, die kreuzgegenständig am typisch vierkantigen Stängel stehen. Die in Scheinähren angeordneten kleinen Einzelblüten sind blasslila und steril. Die Blütezeit liegt in den gemäßigten Breiten zwischen Juni und Juli. Mit der Lupe sind auf der Unterseite der Blätter Drüsenschuppen als gelbe Punkte erkennbar. Sie enthalten das Pfefferminzöl. Die Pfefferminze wird in großen Kulturen in den USA und Europa angebaut. Wichtige Lieferländer der Droge – der Pfefferminzblätter – sind Spanien, Bulgarien und z. T. die USA. Große Kulturen gibt es auch in Thüringen und Bayern.

Inhaltsstoffe und pharmakologische Eigenschaften

Wirksamkeitsmitbestimmende Eigenschaften in den Blättern sind 0,5 bis 4 % etherisches Öl, Labiatengerbstoffe, Flavonoide und Triterpensäuren. Bei medizinischer Verwendung der Pfefferminzblätter, z. B. als Tee, sollte nur Arzneibuchqualität verwendet werden. Denn hier fordert das Arzneibuch einen Gehalt von mindestens 1,2 % Pfefferminzöl und der Stängelanteil darf nicht über 5 % liegen. Die Positiv-Monografie der Kommission E bescheinigt den Pfefferminzblättern spasmolytische, choleretische und karminative Eigenschaften. Neuere Forschungen ergaben für die Pfefferminzblätter zusätzlich eine Förderung der Magensaftsekretion, die Beschleunigung der Magenentleerung, die Anregung des Appetits sowie adstringierende und virustatische Effekte.

Anwendungsmöglichkeiten

Als Indikationen empfiehlt die Kommission E für die Pfefferminzblätter "Krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie der Gallenblase und -wege". Zur Teezubereitung übergießt man einen Esslöffel getrocknete Pfefferminzblätter mit einer Tasse siedendem Wasser, lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab. Bei Beschwerden mehrmals täglich eine Tasse. Bei chronischen Magenbeschwerden ist aufgrund des Menthol-Gehaltes von einem Dauergebrauch von Pfefferminz-Zubereitungen abzusehen. Hier ist eine Teemischung von Pfefferminzblättern und Kamillenblüten im Verhältnis 1:1 vorzuziehen. Pfefferminzblätter sollten aufgrund ihres Gehaltes an etherischem Öl lichtgeschützt und nicht in Kunststoffgefäßen aufbewahrt werden, da die Weichmacher im Plastikmaterial etherisches Öl adsorbieren können.

Pfefferminzöl

Das aus den Blättern durch Wasserdampf gewonnene Pfefferminzöl ist eine schwach gelbliche bis schwach grüngelbliche Flüssigkeit mit frischem, typisch minzigem Geruch und Geschmack, der zuerst scharf und dann kühIend ist. Das etherische Öl enthält 30 bis 55 % Menthol. In der Therapie sollte nur Arzneibuch-Pfefferminzöl zur Anwendung kommen, da dieses auf Pestizid-Rückstände geprüft wurde. Die Monografie Pfefferminzöl der Kommission E nennt die gleichen pharmakologischen Eigenschaften wie bei den Pfefferminzblättern. Jedoch kommen hier noch antibakterielle, sekretolytische, lokal anästhesierende und hyperämisierende Wirkungen hinzu.

Indikationen der Kommission E

Die Fachkommission empfiehlt folgende Anwendungsgebiete für Pfefferminzöl:
  • Krampfartige Beschwerden im oberen Gastrointestinaltrakt und der Gallenwege (innere Anwendung)
  • Colon irritabile (innere Anwendung)
  • Katarrhe der oberen Luftwege (innere und äußere Anwendung, Nasensalben)
  • Mundschleimhautentzündungen (innere Anwendung)
  • Myalgien (äußere Anwendung)
  • neuralgiforme Beschwerden (äußere Anwendung)

Aufgrund neuerer klinischer Studien kann Pfefferminzöl auch äußerlich bei Kopfschmerzen, vor allem Spannungskopfschmerz und Migräne, sowie Pruritus eingesetzt werden.

Die ESCOP-Monografie nennt als Indikationen für Pfefferminzöl: symptomatische Behandlung von Verdauungsbeschwerden wie Flatulenz, Reizdarmsyndrom, Husten, Erkältung (innere Anwendung); Linderung von Husten und Erkältung, symptomatische Behandlung von rheumatischen Beschwerden, Spannungskopfschmerz, Juckreiz, Nesselsucht, Schmerzen bei gereizter Haut (äußere Anwendung).

Als Gegenanzeigen sind zu beachten: Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündung und schwere Leberschäden. Bei Säuglingen und Kleinkindern gilt: Pfefferminzöl bzw. Pfefferminzöl-haltige Einreibungen nicht im Bereich des Gesichts, speziell der Nase anwenden. Hier besteht die Gefahr des Kratschmer-Reflexes (Glottiskrampf) mit Atemdepression bis hin zur Erstickung. Bei empfindlichen Patienten kann Pfefferminzöl Magenbeschwerden auslösen. Hier wird die Einnahme in magensaftresistenten Kapseln (s. u.) empfohlen.

Praktische Hinweise zur Anwendung

Bei Magen-Darm- und Gallebeschwerden werden dreimal täglich zwei bis vier Tropfen Pfefferminzöl auf einem Stück Zucker eingenommen.

Menthol entwickelt durch die Blockierung von Kalziumkanälen im Verdauungstrakt eine spasmolytische Wirkung an der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Trakts. Der karminative Effekt entsteht durch Senkung des Tonus des unteren Ösophagussphinkters, dadurch wird der Abgang gestauter Luft erleichtert. Beim Reizdarmsyndrom ergaben klinische Studien mit Pfefferminzöl eine signifikante Besserung gegenüber Placebo. Hier ist das hochdosierte Pfefferminzöl-Präparat Buscomint® zugelassen. Bei dyspeptischen Beschwerden, besonders mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, Blähungen und Völlegefühl, hat sich die Kombination von Pfefferminzöl mit Kümmelöl (z. B. Carmenthin® Kapseln) bewährt. Bei Verdauungsbeschwerden sind beim Verbraucher auch Kombinationen von Pfefferminze mit anderen Heilpflanzen beliebt (z.B. Carvomin® Verdauungstropfen, Iberogast®, Gastricholan-L® Flüssigkeit u. a.). Bei krampfartigen Schmerzen im Bauchraum drei bis fünf Tropfen Pfefferminzöl auf die Bauchhaut geben und leicht einmassieren. Das etherische Öl wird sehr gut durch die Haut resorbiert. Neben der spasmolytischen Wirkung entsteht ein angenehmes Wärmegefühl, das man auch zur Behandlung von Myalgien nutzen kann. Bei einer Erkältung gibt man zwecks Inhalation drei bis vier Tropfen Pfefferminzöl in heißes Wasser und inhaliert die Dämpfe. Außerdem sollte man vor dem Schlafengehen einige Tropfen des Öls auf Brust und Rücken auftragen (nicht bei Säuglingen und Kleinkindern, s. o.) Zur Behandlung von Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp wird eine 10 %ige Lösung von Pfefferminzöl in 90 %igem Ethanol (Euminz® Lösung) gleichmäßig auf Stirn und Schläfen eingerieben. Durch Anregung der Kälterezeptoren in der Haut und die Weiterleitung des Kältereizes kommt es zur Blockade der Schmerzleitung.

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Autor:

Ernst-Albert Meyer

Fachapotheker für Offizin-Pharmazie
und Medizin-Journalist
31840 Hessisch Oldendorf

Interessenkonflikte: Der Autor hat keine deklariert



Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (7) Seite 48-49