Frage: Bei unserer 17-jährigen Patientin fielen abnorm hohe TSH-Werte auf. Obwohl sie täglich 225 µg L-Thyroxin einnimmt und auch die Mutter die Einnahme bestätigt, ändert sich nicht wirklich etwas. Typische Beschwerden einer Hypothyreose werden verneint. Wir fragen uns daher: Was kann das sein? Und wieso ist die Patientin bei diesen Werten beschwerdefrei? Was können wir tun?

Antwort: Ein hohes TSH bei normalen Werten für fT4 deutet auf eine Entkoppelung der Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse hin – das TSH lässt sich im geschilderten Fall auch nicht durch eine kräftig erhöhte L-Thyroxin-Dosis (225 µg tgl.) senken. Die von den Kollegen dokumentierte Konstellation könnte auf einen TSH-produzierenden (Hypophysen-)Tumor oder eine hypothalamische Störung hinweisen. Ein hohes TSH kann dabei klinisch stumm bleiben. Die Patientin sollte auf Krankheitszeichen, z. B. Sehstörungen, Zyklusunregelmäßigkeiten, Sekretionen aus der Brustdrüse, befragt und in einer Endokrinologie vorgestellt werden.



Autor:

Prof. Dr. med. Detmar Jobst

Institut für Hausarztmedizin, Medizinische Fakultät der Universität Bonn, 53127 Bonn

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (12) Seite 46