Mehr als 850 000 Totenscheine stellen Ärzte jedes Jahr in Deutschland aus. Die Feststellung von Todesart und Todesursache wirft häufig Fragen auf – nicht nur für die ausstellenden Mediziner, sondern auch für die auswertenden Statistiker. Ein neuer Flyer soll helfen, Fehler zu vermeiden.

Die Todesursachenstatistik ist die Grundlage für die Ermittlung wichtiger Gesundheitsindikatoren wie Sterbeziffern, verlorene Lebensjahre und vermeidbare Sterbefälle. Regionale Besonderheiten der todesursachenspezifischen Sterblichkeit und deren Veränderung im Laufe der Zeit können untersucht werden. Aus den Ergebnissen werden Handlungsempfehlungen und Strategien für epidemiologische Forschung und Prävention, Gesundheitsplanung und Gesundheitspolitik abgeleitet. Im Kern geht es um die Frage, welche präventiven und medizinisch-kurativen Maßnahmen die Lebenserwartung und die Lebensqualität der Bevölkerung verbessern können.

Dazu werden die Todesursachen aller Verstorbenen anhand der Totenscheine (auch als Todesursachenbescheinigung oder Leichenschauschein bezeichnet) in den statistischen Landesämtern erfasst. Sie fließen anschließend in die Todesursachenstatistik des Bundes und der Länder ein. Doch jede Statistik ist nur so gut wie das zugrunde liegende Datenmaterial. Korrekt und einheitlich ausgefüllte Todesbescheinigungen sind daher für die Statistik unentbehrlich. Mangelnde Routine kann bei den Ärztinnen und Ärzten, die eine Todesbescheinigung ausfüllen müssen, leicht Ungenauigkeiten verursachen. Ein neuer, vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) und dem Statistischen Bundesamt (Destatis) herausgegebener Flyer erläutert in wenigen Schritten, wie beim Eintragen der Todesursachen vorzugehen ist. Seine einfach umzusetzenden Hinweise und konkreten Beispiele zu häufigen Todesursachen, die im Folgenden vorgestellt werden, sollen dabei helfen, Fehler zu vermeiden. Der Flyer kann kostenfrei auf der Webseite des DIMDI (www.dimdi.de) heruntergeladen oder im Webshop bestellt werden.

15 Tipps für eindeutiges Ausfüllen des Totenscheins
  • Klären Sie, welche Krankheit oder welcher Umstand die unmittelbare Todesursache war, und tragen Sie dies in Zeile 1a ein.
  • War diese Todesursache die Folge einer Erkrankung? Dann sollten Sie diese in Zeile 1b eintragen.
  • Liegt dieser Erkrankung eine Grunderkrankung oder äußere Ursache zugrunde? Diese sollte in Zeile 1c eingetragen werden.
  • In Zeilen 1a, b und c sollten nur die Diagnosen stehen, die zum Tode geführt haben.
  • Tragen Sie nun jeweils den Zeitraum bis zum Tod ein. Ausgangspunkt ist hier der (geschätzte) Krankheitsbeginn, nicht der Zeitpunkt der Feststellung.
  • In Zeile 2 werden alle wesentlichen Krankheiten eingetragen, die nicht mit der Kausalkette aus Teil 1 in Zusammenhang stehen.
  • Schreiben Sie leserlich. Die größten Probleme bei der Auswertung bereiten unleserliche Angaben.
  • Achten Sie auf vollständige Angaben.
  • Verzichten Sie auf Spekulationen (besser "Todesursache ungeklärt").
  • Zu den Todesursachen (Teil 1 und 2) gehören weder Laborwerte noch anamnestische Angaben.
  • Schätzen Sie die zeitliche Abfolge so genau wie möglich.
  • Nur ein Eintrag / eine Diagnose pro Zeile. Sind mehrere Diagnosen erforderlich, trennen Sie diese durch Kommas.
  • Verwenden Sie für Diagnosen gebräuchliche medizinische Fachbegriffe, keine beschreibenden Texte.
  • Einzelne Diagnosen dürfen sich nicht über mehrere Zeilen erstrecken.
  • Verzichten Sie auf Abkürzungen.

Die Todesursachen

Ein Totenschein besteht aus mehreren Abschnitten, die sich je nach Bundesland leicht unterscheiden. Einheitlich ist jedoch der zweiteilige Abschnitt zu den Todesursachen. Darin sind entsprechende Angaben zu Krankheiten und Todesursachen einzutragen.

Teil 1: Der erste Teil ist zur Auswahl der zugrunde liegenden Todesursache am wichtigsten. Hier soll die Kausalkette eingetragen werden, die von der Grunderkrankung zur unmittelbaren Todesursache führte. Es ist wichtig, dass in der untersten Zeile (1c) die Grunderkrankung genannt wird. Von dort aus folgt nach oben die Kette der Ereignisse, die schließlich in der obersten Zeile (1a) mit der direkt zum Tode führenden Krankheit endet.

Im Idealfall steht pro Zeile in Teil 1 höchstens eine Krankheit. Sofern zwei voneinander unabhängige Krankheiten an der zum Tode führenden Sequenz beteiligt waren, können sie in derselben Zeile eingetragen werden. Die für den Tod bedeutsamere Erkrankung ist zuerst zu nennen.

Ist nichts Genaues bekannt, so ist die Angabe „Todesursache unbekannt“ vagen Vermutungen vorzuziehen. Spekulationen im Totenschein, „nur damit dort etwas steht“, verfälschen letztlich nur die Statistik. Andererseits besteht natürlich bei einzelnen Diagnosen oft eine gewisse Unsicherheit, was sich in Angabe von „Verdacht auf“ oder „möglicherweise“ widerspiegeln kann. Solche Angaben zur Diagnosesicherheit werden bei der Auswertung jedoch ignoriert.

Statt „Zustand nach“ ist es eindeutiger, nur den Originalzustand und den spezifischen Folgezustand mit zeitlichem Abstand zum Tod einzutragen. Der Zeitraum zwischen Krankheitsbeginn (nicht Krankheitsfeststellung!) und Tod ist notfalls zu schätzen. Er sollte sich von den Zeilen 1a bis 1c vergrößern und auf keinen Fall abnehmen.

Teil 2: Der zweite Teil des Totenscheins bietet Raum, um weitere wesentliche Krankheiten einzutragen, die nicht unmittelbar Teil der zum Tode führenden Kausalkette sind. Drei Zeilen können für eine zum Tode führende Sequenz knapp sein. Umso wichtiger ist es, keinen Platz mit überflüssigen Angaben wie „Herz- und Atemstillstand“ zu vergeben. Viele typische unscharfe Begriffe aus dem klinischen Sprachgebrauch lassen sich durch genauere Angaben besser klassifizieren – dazu gibt es auf der Rückseite des Flyers die oben gezeigte Tabelle zur Spezifizierung.

Quelle: Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), www.dimdi.de

Fragen zum Ausfüllen von Totenscheinen beantwortet Destatis per E-Mail: totenschein@destatis.de



Autor:
Werner Enzmann

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2014; 36 (9) Seite 34-37