Kaum eine allgemeinmedizinische Praxis verzichtet heute noch auf ein Ultraschallgerät. Viele differenzialdiagnostische Fragestellungen können mit einer Sonografie eindeutig und schnell beantwortet werden. Worauf muss man bei der Anschaffung achten?

Der Ultraschall als bildgebendes Verfahren bietet dem Hausarzt eine Erweiterung seiner diagnostischen Optionen mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. „Auf der Suche nach Ursachen von Symptomen hilft diese Untersuchungsmethode in vielen Fällen, Diagnosen zu beweisen oder zu verwerfen“, erklärt Dr. Wolfgang Heinz, Krankenhaus Leonberg, der auf der MEDIZIN in Stuttgart (vgl. Kasten) als Referent zwei Fortbildungen zum Thema Ultraschall hält.

Beispiel Luftnot

Kommt ein Patient mit Luftnot in die Praxis, lässt sich ein Teil der Differenzialdiagnosen nur mittels Sonografie sichern oder ausschließen. Bei Verdacht auf einen Pleuraerguss ist der Ultraschall z. B. das diagnostische Mittel der Wahl. Handelt es sich nicht um einen Pleuraerguss und die Ursache der Atemnot ist weiter unklar, können Ärzte, die Erfahrung mit der Ultraschalluntersuchung des Herzens haben, auch einen Blick auf dieses Organ werfen, „und zwar ohne den Kardiologen ersetzen zu wollen“, erklärt Dr. Heinz. „Denn es geht in der Akutsituation um eine grobe Orientierung, ob zum Beispiel die Pumpfunktion normal erscheint und ob das rechte Herz oder die Hauptvene belastet sind – und dann gegebenenfalls um die gezielte Weiterleitung des Patienten.“

Um mittels Ultraschall treffsichere Diagnosen zu stellen, bedarf es einer gründlichen Ausbildung, fortwährender Übung und regelmäßiger Fortbildung. Für eine fachgerecht durchgeführte Echokardiografie sind neben einer entsprechenden Sonde auch der dazugehörige Doppler und ein EKG-Modul notwendig. Ein Gerät, das von den Herstellern auf die allgemeinmedizinische Praxis zugeschnitten ist, deckt dies nicht mit ab, kann aber meist optional aufgerüstet werden.

Moderne Standardgeräte

Ein zu den Anforderungen von Hausärzten passendes Standardgerät verfügt mindestens über eine Konvexsonde für Übersichtsuntersuchungen, oft auch noch über eine Linearsonde für den Nahbereich. „Moderne Systeme sind mit multifrequenten Sonden ausgestattet, die in Abhängigkeit der Frequenz eine unterschiedliche Bildauflösung in verschiedenen Tiefen erlauben“, erklärt Joachim Otten, Geschäftsführer bei Dormed Medizinische Systeme GmbH. Was der einzelne Arzt tatsächlich braucht, hängt einerseits vom Ort der Niederlassung und vom Patientengut ab, andererseits aber auch von seiner Qualifikation (Übersicht). Systeme mit mechanischen Schallköpfen, die eventuell nicht einmal mit einer CE-Kennzeichnung versehen sind, sollten heute nichts mehr in einer Praxis verloren haben. Nicht umsonst ist die KBV-Qualitätsoffensive, die über den ursprünglich geplanten Endtermin zum 31.03.2013 hinaus läuft, auf das Ziel ausgerichtet, Altgeräte, die nicht mehr ausreichend leistungsfähig sind, zu ersetzen.

Mobile Ultraschallsysteme

Zwischenzeitlich ist ein Teil der Allgemeinmediziner auch mit mobilen Geräten ausgerüstet (Abb. 1). Dr. Heinz hält die Möglichkeit, auch bei Hausbesuchen bettseitig einen Ultraschall durchzuführen, für wichtig: „Dadurch können viele Befunde bereits präklinisch erhoben werden.“ Das beeinflusst auch die therapeutische Taktik und mitunter können damit unnötige Transporte und stationäre Einweisungen vermieden werden. Etwa wenn ein unklares Abdomen anhand einer Sonografie direkt an Ort und Stelle im Pflegeheim als Überlaufblase bei vergrößerter Prostata identifiziert wird. Eine Katheterisierung verschafft in einem solchen Fall schnelle Abhilfe – während es ansonsten bei hartem Bauch und Abwehrspannung auch einmal bis zur Krankenhauseinweisung kommen kann.

Doch lohnt sich die Anschaffung eines portablen Ultraschallsystems für einen Hausarzt wirklich? Diese Geräte basieren auf einer Miniaturisierung der Technik und sind deshalb vergleichsweise kostspielig. „Wenn auch nicht alle mobilen Systeme dieselbe Leistung bringen wie ein Standgerät, so gibt es doch zwischenzeitlich sehr gute portable Geräte“, erklärt Rüdiger Jakobs, Business Segment Manager Ultraschall bei Siemens Healthcare. "Sie erfüllen den Großteil der Anforderungen, mit denen ein Hausarzt regelmäßig konfrontiert ist, wenn auch teils mit kleineren Einbußen der Bildqualität." Damit sind sie insbesondere geeignet für Hausbesuche, wo es weniger um komplizierte Differenzialdiagnostiken geht, sondern eher um eine Übersicht. Wem etwa die Kosten für ein mobiles Gerät im Alleingang zu hoch sind, dem rät Dr. Heinz, es mit Kollegen zu teilen. „Wenn mehrere Hausärzte ihre Zeiten für Hausbesuche abgleichen und die Sono-Tage aufteilen, kann das Gerät sinnvoll hin- und herwechseln.“

Wann wird eine Neuanschaffung fällig?

Ultraschallgeräte werden betriebswirtschaftlich in fünf Jahren abgeschrieben, Innovationszyklen haben sich von etwa acht auf nur mehr ungefähr vier Jahre verkürzt. „Preislich sind die Systeme zwischenzeitlich auf einem Niveau, dass sie nicht mehr zehn Jahre und länger genutzt werden müssen“, so Otten. Er rät zur Erneuerung im Takt von etwa fünf Jahren. Da physikalisch bedingt auch die Leistungsfähigkeit der Sonden nach etwa fünf Jahren nachlässt, sei dieser Takt wohl sinnvoll.Ramona Riesterer

Interessenkonflikte: Der Beitrag kam im Auftrag der Landesmesse Stuttgart zustande.

Merke

Überlegungen, die bei der Auswahl und Anschaffung eines neuen Ultraschallgerätes eine Rolle spielen:

Verhältnis Privat-/Kassenpatienten in der Praxis

Anteil Hausbesuche

Welche Ultraschalluntersuchungen werden wie häufig durchgeführt?

Was soll zukünftig geschallt werden?

Ist der Besuch bestimmter Fortbildungen geplant?

Ultraschall auf der MEDIZIN 2014

Die MEDIZIN ist das Forum für den niedergelassenen Arzt und das medizinische Fachpersonal in Süddeutschland. In über 70 Vorträgen können Ärztinnen und Ärzte vom 24. bis 26. Januar 2014 bis zu 22 zertifizierte Fortbildungspunkte sammeln. Das Schwerpunktthema des Kongresses ist die "Diagnostik". In der Industrieausstellung finden sich die passenden Aussteller, auch zum Thema "Ultraschallgeräte". Weitere Infos unter: www.medizin-stuttgart.de




Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2013; 35 (20) Seite 38-39