Vielen Menschen ist folgende Regel geläufig: Ein Antibiotikum sollte auch noch nach dem Verschwinden der Symptome und stets bis zum Ende der Packung eingenommen werden. Doch diese Faustregel sei überholt.

Darauf weist die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) hin. Untersuchungen der letzten Jahre hätten immer mehr Belege geliefert, dass bei vielen Infektionen eine kürzere Einnahmezeit genauso wirksam ist. Beispielhaft zeige dies etwa eine im Jahr 2016 veröffentliche Untersuchung zur ambulant erworbenen Lungenentzündung: Eine 5-tägige Antibiotikatherapie erwies sich in der Studie als ebenso wirksam wie eine 10-tägige. Heute wisse man: Je länger die Bakterien dem Selektionsdruck eines antimikrobiellen Wirkstoffs ausgesetzt sind, desto wahrscheinlicher überleben überwiegend resistente Erreger. Eine kürzere Antibiotikatherapie habe nicht nur den Vorteil von weniger Resistenzentstehung – sie geht auch mit weniger Nebenwirkungen einher. Dennoch sollten Patienten Antibiotika nicht in Eigenregie absetzen, sobald sie sich besser fühlen. Einen Königsweg im Umgang mit Antibiotika gebe es nicht. In welchen Fällen ein Mittel abgesetzt werden kann, sobald die Symptome abgeklungen sind, und in welchen Fällen nicht, könne nur ein Arzt entscheiden.


Quelle:
AWMF; Uranga A et al. (2016) JAMA Intern Med. DOI:10.1001/jamainternmed.2016.3633