Haben Sie Einfluss auf Ihren Patientenstamm? Wenn Sie mit Ihrer Arbeit und Ihrem Praxisalltag rundum zufrieden sind, ist alles in bester Ordnung. Doch wenn Sie sich mehr Umsatz und Zeit oder mehr Freude bei Ihrer Arbeit wünschen, sollten Sie sich auch einmal Gedanken über Wunschpatient:innen machen.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Arbeit? Tatsache ist, dass viele Ärzt:innen unter einer hohen Arbeitsbelastung stehen, zu viel arbeiten und im Verhältnis zu ihrer Qualifikation und dem Stress, dem sie tagtäglich ausgesetzt sind, zu wenig verdienen. Wunschpatient:innen können maßgeblich zu einem höheren Umsatz, weniger Stress und somit mehr Zufriedenheit bei der Arbeit beitragen. Doch wie kann eine Wunschpatient:in aussehen? Im Allgemeinen gibt es drei Kategorien, die unterschiedliche Zwecke erfüllen.

Mehr Selbstzahler:innen

Wenn Ihr Fokus auf mehr Umsatz und Gewinn liegt, sind Selbstzahler:innen ideal. Dazu gehören Privatpatient:innen sowie gesetzlich Versicherte, die zusätzliche IGeL-Leistungen in Anspruch nehmen.

Selbstzahler:innen erhöhen nicht nur den Umsatz der Arztpraxis, sie können zudem den alltäglichen Stress reduzieren. Denn mehr Umsatz bedeutet, dass Sie eventuell in eine zusätzliche Mitarbeiter:in investieren können, am besten in eine Praxismanager:in oder eine Assistenz für Sie als Praxisinhaber:in. Diese Person ist verantwortlich für alle Aufgaben, die Sie als Verantwortliche viel Zeit kosten, doch für den Erfolg Ihrer Arztpraxis unverzichtbar sind. Das umfasst beispielsweise die Buchhaltung und Vorbereitung der Steuer, das Erstellen von Dienstplänen, das Marketing und die Kommunikation Ihrer Praxis. Zudem kann eine solche Fachkraft Sie bei der Auswahl und Einarbeitung neuer Mitarbeiter:innen unterstützen und ist im Alltag erste Ansprechperson für das Praxisteam.

Wenn diese nichtmedizinischen Aufgaben übernommen werden, können Sie Ihren Fokus als Ärzt:in wieder mehr auf die Patient:innen legen. Mit den durchschnittlichen Umsätzen in einer Hausarztpraxis ist eine solche Entlastung jedoch nicht finanzierbar. Genau hier leisten Selbstzahler:innen einen signifikanten Beitrag zur Optimierung Ihrer Arbeitssituation: Mit ihnen generieren Sie den Umsatz, den Sie für eine solche zusätzliche Fachkraft benötigen.

Interessantere Patient:innen

In der zweiten Gruppe der Wunschpatient:innen finden sich Menschen, die für Sie medizinisch spannend sind. Ein Beispiel: Eine Orthopädin, die ich berate, wurde − verständlicherweise − oft von Patient:innen mit Rückenschmerzen aufgesucht. Aus medizinischer Sicht sind diese für sie jedoch uninteressant, da ihre Spezialisierung auf minimal-invasiven Operationstechniken von Händen und Ellenbogen liegt. Das sind die Behandlungen, die sie wirklich interessieren und die sie gerne durchführt. Lösungsansatz "unserer Orthopädin": Um sich klar zu positionieren und ihre Wunschpatient:innen anzusprechen, erscheint auf der Startseite ihrer Website nun direkt ein Bild von ihr im OP. Allein dadurch konnte sie die Anzahl der klassischen Rückenschmerzpatient:innen deutlich reduzieren. Diese wenden sich schlichtweg nicht so gerne an eine Ärztin, bei der sie die Befürchtung haben, unter Umständen direkt im OP-Saal zu landen. Stattdessen werden immer mehr Wunschpatient:innen auf der Suche nach minimal-invasiven Operationen in ihre Praxis kommen.

Bestimmt fallen auch Ihnen als Hausärzt:in ebenfalls Krankheitsbilder oder Spezialisierungen ein, die Sie besonders spannend finden und von denen Sie sich mehr Patient:innen in Ihrer Praxis wünschen würden. Möglicherweise haben Sie auch eine oder mehrere Zusatzqualifikationen. Setzen Sie diese Themen auch auf Ihrer Website entsprechend in Szene. Im besten Falle ergänzt durch Content/Text, der inhaltlich zu diesem Thema informiert. Das verbessert dann auch Ihre Chancen, bei der Google-Suche zu diesem Thema gefunden zu werden.

Angenehmere Termine

Die dritte Gruppe der Wunschpatient:innen umfasst Menschen, die Ihnen einfach sympathisch sind, z.B. weil sie ähnliche Interessen haben. Durch sie haben Sie mehr Freude an den Terminen und empfinden sie im Vergleich zu Terminen mit Patient:innen, mit denen Sie weniger Gemeinsamkeiten haben, als leichter – unabhängig vom medizinischen Aufwand.

Hier noch ein Beispiel aus der Beratungspraxis: Ein reiseaffiner Hausarzt kommt z.B. während seiner langjährigen Berufszeit zu der Erkenntnis, dass er besonders gerne mit Patient:innen arbeitet, die ebenfalls durch die Welt gereist sind. Er hat nämlich ein besonderes Interesse an fremden Ländern und Kulturen und tauscht sich gerne mit anderen Menschen über seine Erfahrungen aus. So wird aus einer gewohnten Arbeitsroutine ein abwechslungsreicher Alltag mit interessanten Gesprächen. Auch Ihre Patient:innen empfinden den Arztbesuch bei einem Gleichgesinnten mit ähnlichem Lebensstil als deutlich angenehmer, weil persönlicher. Oder begeistern Sie sich mehr für Kultur, Literatur oder internationale Küche? Auch das können solche gemeinsamen Themen werden. Mit der Zeit wird die Anzahl solcher Patient:innen in Ihrer Praxis über Weiterempfehlungen immer weiter steigen.

Fazit

Ob Sie Wunschpatient:innen brauchen und wenn ja, welche Gruppe die richtige für Sie ist, müssen Sie natürlich selbst entscheiden. Vielleicht wünschen Sie sich mehr Unterstützung im Praxismanagement und benötigen dafür mehr Umsatz? Oder es gibt einen medizinischen Schwerpunkt, der Sie stärker interessiert als andere, oder Patient:innen, die Sie besonders gerne behandeln? Dann überlegen Sie doch einmal, welche Maßnahmen für mehr dieser Wunschpatient:innen in Ihrer Praxis sorgen können. Sich darüber Gedanken zu machen, das lohnt sich auf jeden Fall.

In der nächsten Ausgabe erfahren Sie, wie Sie proaktiv dafür sorgen können, dass Ihre Wunschpatient:innen in Ihre Praxis kommen.

SURFTIPP: Podcast "Unternehmen Arztpraxis"
In seinem Podcast gibt unser Autor Wolfgang Apel praxisnahe Tipps für besseres persönliches Zeit- und Zielmanagement und weniger Stress in der Praxis: medikom.org/podcast



Autor

Wolfgang Apel

Praxisberater sowie Gründer und MdGL der MediKom Consulting GmbH
w.apel@medikom.org
www.medikom.org



Erschienen in: doctors|today, 2023; 3 (2) Seite 44-45