Seit Jahren sehe ich immer wieder ein gleichzeitiges Auftreten von Niereninsuffizienz und Reizhusten mit massivem weißem Sputum. Es sieht wie Postnasal-Drip-Syndrom aus. Was kann das sein? Wie kann man solchen Patienten helfen? Wie können wir ein PNDS behandeln?

Antwort: Zur Beantwortung der 1. Frage hinsichtlich Zusammenhängen zwischen Niereninsuffizienz und Reizhusten mit massiv weißlichem Sputum ist am ehesten an eine (latente) Überwässerung zu denken, sofern nicht Medikamente (z. B. ACE-Hemmer, Beta-Blocker) oder andere Ursachen vorliegen. Therapeutisch wäre dann eine Erhöhung der Diuretika bei Husten zu diskutieren.

Zur Beantwortung der 2. Frage hinsichtlich Diagnostik und Behandlung des Postnasal-Drip-Syndroms ist zu sagen, dass das PNDS eines der häufigsten Gründe für chronischen Husten durch Sekretabflüsse aus der Nase ist, für die ursächlich eine Überproduktion an Schleim im Bereich der Nase und Nasennebenhöhlen verantwortlich ist. Der Schleim fließt von dort aus in den hinteren Rachenraum. Es kann zu einer sekundären bakteriellen Infektion kommen wie auch zu Schwellungen der Schleimhäute mit zähem Schleim und Störung des Abfluss- und Belüftungssystems der Nasennebenhöhlen mit rezidivierenden Sinusitiden.

Symptome des PNDS

Die typischen Symptome des PNDS sind Räuspern, Rachenschleimbildung und chronischer Husten, weshalb das PNDS auch als Hustensyndrom der oberen Atemwege ("upper airway cough syndrome") bezeichnet wird.

Weitere Symptome sind behinderte Nasenatmung, Nasensekretfluss, Beeinträchtigung von Riechvermögen und Geschmack, Gesichtsdruck bzw. Gesichtsschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Zahnschmerzen, Druckgefühl im Mittelohr, Halsschmerzen, Stimmprobleme bis hin zur Dysphonie.

Ursachen sind zum einen Infektionen durch Viren und Bakterien, zum anderen nicht infektiöse Ursachen wie Allergien, Autoimmunerkrankung, medikamentenassoziierte oder endokrinologisch bedingte Erkrankungen neben einer unspezifischen Hyperreaktivität der Schleimhäute. Es kann auch im Rahmen von Schluckstörungen und hormonell bedingt (Schwangerschaft) auftreten.

Diagnostik

Die Diagnostik erfolgt zunächst mittels Rhinoscopia anterior (Nasenendoskopie) und Inspektion des Rachens sowie CT der NNH, eventuell auch MRT.

Behandlung

Die Therapie besteht primär in einer lokal wirksamen (topischen) kortisonhaltigen Nasenspraybehandlung, die je nach klinischer Symptomatik über mindestens drei Monate erfolgen sollte. Bei Zunahme der Symptome und bakterieller Infektion ist die Gabe eines Antibiotikums entsprechend den Leitlinien erforderlich.

Bei Allergie und unspezifischer Hyperreaktivität können zusätzliche Antihistaminika und vorübergehend systemische Steroide unter Fortsetzung der topischen Steroidbehandlung notwendig sein. Abschwellende Nasensprays (nur über wenige Tage!) können auch in Kombination mit Meerwasser- und Emser-Sole-Nasenspülungen helfen und die Symptome lindern.

Rhinolight-Lichttherapie wird diskutiert, um Nasenlaufen oder eine Nasenverstopfung zu verbessern. Bewährt haben sich auch physikalische Maßnahmen wie endonasale Klopfmassage mittels Flutter-Geräten (z. B. RC Cornet® mit Nasenadapter) oder Verneblertechnik mit pulsierender Aerosol-Instillation in Nase und Nasennebenhöhlen (z. B. Pari Sinus®).

Versagen konservative Maßnahmen, so sind (möglichst minimal invasive) operative Maßnahmen zu diskutieren mit dem Ziel, die Nasennebenhöhlenostien zu öffnen und die mukoziliäre Funktion (selbstreinigende Funktion der NNH) wiederherzustellen. In jedem Falle muss dann eine konservative intensive postoperative Nachbehandlung auch mit topischen Steroiden über mehrere Wochen gesichert sein. ▪


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Dr. med. Harald Mitfessel


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Dr. med. Harald Mitfessel
Pneumologe, Internist,
Allergologie, Umweltmedizin, Schlafmedizin
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Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2013; 35 (6) Seite 22