Mit INPUT steht das weltweit erste evaluierte Schulungs- und Behandlungsprogramm für Diabetespatienten mit einer Insulinpumpe zur Verfügung.

Die Zahl der Patienten mit einer Insulinpumpe wächst stetig, ca. jeder 5. Patient mit Typ-1-Diabetes wird damit behandelt. Bei Kindern und Jugendlichen ist dies mittlerweile die Standardtherapie, bei den Kindern bis 6 Jahre tragen über 85 % eine Insulinpumpe. Mit immer mehr technischen Features wie Bolus-Kalkulatoren, integriertem kontinuierlichen Glukose-Monitoring und Hybridlösungen zur automatischen Steuerung der Insulinzufuhr wird die CSII-Therapie, wie die Pumpentherapie auch genannt wird, zu einer immer sinnvolleren Therapieoption zur optimalen Steuerung des Diabetes. Mit einfachen Insulinpumpen – sog. Patch-Pumpen – wird diese Technologie auch zunehmend für insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker interessant.

INPUT schließt eine Versorgungslücke

Was fehlte, war bisher ein strukturiertes Schulungs- und Behandlungsprogramm für die Nutzer der Insulinpumpe. Diese Lücke hat jetzt das Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM) geschlossen, das gemeinsam mit 50 diabetologischen Schwerpunktpraxen aus ganz Deutschland und mit Unterstützung der Berlin-Chemie AG das weltweit erste Programm für Insulinpumpenträger entwickelte. Getestet wurde es mit Erfolg in einer randomisierten kontrollierten Studie mit insgesamt 268 Teilnehmern: Nach 6 Monaten reduzierten sich signifikant sowohl der HbA1c-Wert, die Anzahl der Hypoglykämien als auch die diabetesbezogenen Belastungen. Zudem nutzen die Teilnehmer die technischen Möglichkeiten der Insulinpumpe deutlich besser.

Wie der Name "INPUT – so pumpt das Leben!" schon ausdrückt, stellt das Schulungsprogramm das Leben der Teilnehmer mit ihrer Insulinpumpe in den Mittelpunkt und versucht, den Umgang mit der Pumpe zu verbessern. Es eignet sich daher sowohl zur Basisschulung für Menschen, die erst seit Kurzem eine Insulinpumpe haben, als auch zur Wiederholungsschulung für Menschen, die schon länger eine Pumpe tragen. Das Programm besteht aus 12 Kursstunden à 90 Minuten und ist für die ambulante Schulung konzipiert.

Neues Schulungskonzept

Im Fokus von INPUT steht weniger die Wissensvermittlung als die aktive Erarbeitung der Schulungsinhalte durch die Teilnehmer, die für sich ein "Projekt" für den Zeitraum der Schulung definieren. Die Aufgabe der Schulungskraft besteht im Sinne eines Coaching-Ansatzes darin, die Teilnehmer bei der Umsetzung ihres Projektes zu unterstützen. Sie sollen angeleitet werden, eine Bestandsaufnahme ihres bisherigen Umgangs mit dem Diabetes, der CSII-Therapie ("Läuft, läuft nicht") vorzunehmen, eine Bewertung ("Meine Stärken, meine Schwächen") durchzuführen und sich Ziele für die Zeit des Kurses vorzunehmen ("Meine Ziele").

Optimierung der Therapie

Während des Kurses wird die bisherige Therapie (z. B. Basalrate, KE-/BE-Faktoren, Korrekturregeln, Bolus-Berechnung) systematisch auf den Prüfstand gestellt und mögliche Therapieänderungen gemeinsam mit dem Patienten erarbeitet. Die Teilnehmer werden aufgefordert, mit Hilfe eines Datendownloads ihrer Therapiedaten und einer Auswertsoftware die eigenen Glukosewerte zu analysieren, mögliche Muster zur Optimierung der Therapie zu erkennen und Schlussfolgerungen für mögliche Therapieoptimierungen zu ziehen. Eine INPUT-App hilft den Teilnehmern zukünftig im Alltag dabei. Integriert in die Schulung sind auch Elemente zur Steigerung der Behandlungsmotivation, der Lebensqualität und zur sozialen Unterstützung. Auch die Angehörigen nehmen an einer Kursstunde teil.

Umfangreiche Schulungsmaterialien

Für die Schulung stehen 440 Charts für die Präsentation per Beamer und ein ausführliches Curriculum zur Verfügung sowie ein Karten- und Skalen-Set, mit dessen Hilfe die Teilnehmer ihre Einstellungen und persönlichen Einschätzungen zur Insulinpumpentherapie visualisieren können (z. B. Akzeptanz, Zufriedenheit, Wissensstand).

Die Teilnehmer erhalten ein Patientenbuch, in dem alle wesentlichen Kursinhalte übersichtlich zusammengefasst sind, sowie alle Arbeitsblätter, die im Rahmen der INPUT-Schulung zum Einsatz kommen. In dem Patientenbuch gibt es einen Code für den kostenlosen Download als E-Book. Damit kann das Patientenbuch auf E-Book-Readern, Personal Computern, Tablet-Computern oder Smartphones gespeichert und gelesen werden. Alle Materialien sind über den Kirchheim-Verlag Mainz erhältlich. Weitere Informationen zu dem Programm und den Seminaren für Ärzte und Schulungspersonal können über http://www.diabetes-schulungsprogramme.de bezogen werden.



Autor:

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Prof. Dr. Bernhard Kulzer

Diabetes Zentrum Bad Mergentheim,
Forschungsinstitut Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM)

Interessenkonflikte: Der Autor ist an der Entwicklung des INPUT-Schulungsprogramms beteiligt


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (9) Seite 42-43