Dysphagie in Kombination mit einer Eosinophilen-prädominanten Entzündung der ösophagealen Mukosa, definiert als ≥ 15 Eos pro High Power Field (HPF), ist das typische Zeichen für eine eosinophile Ösophagitis (EoE). Dazu kommt ein variabler endoskopischer Befund mit Längsfurchen, weißlichen Auflagerungen, Ringen, Stenosen und einem fibrotischen Umbau. Wird nicht rechtzeitig interveniert, besteht das Risiko einer Fibrostenose.

Bei einer Fibrostenose wird der Ösophagus laut Prof. Dr. Alex Straumann, Olten (Schweiz), vom "elastischen Schlauch zu einem starren Rohr". Berichtet ein Patient, dass Brot und Fleisch in der Speiseröhre steckenbleiben, er beim Verzehr fester Speisen extrem viel nachtrinken muss oder deren Genuss gleich ganz vermeidet – also bei typischen Zeichen einer Dysphagie –, sollte immer nach Symptomen einer EoE gesucht werden. Er empfahl eine obere Panendoskopie mit strukturierter Biopsieentnahme, auch bei unauffälliger Schleimhaut, zum histologischen Nachweis der typischen Entzündung.

Bei rechtzeitiger Diagnose gefolgt von einer adäquaten Therapie lässt sich das Remodeling der Speiseröhre verhindern. Dysphagie und die Gefahr einer Bolusimpaktation sinken, die Lebensqualität verbessert sich. Auch Kinder können eine EoE entwickeln. Als Alarmsymptome gelten bei ihnen Nahrungsverweigerung und Gedeihstörung.

Topische Steroide

Therapie der Wahl in der Remissionsinduktion sind topische Steroide, die sich in randomisierten, kontrollierten Studien und Metaanalysen als effektiv erwiesen haben, aber noch nicht zugelassen sind. Die Wirksamkeit hängt wesentlich von der mukosalen Kontaktzeit des Wirkstoffs ab, und damit von der Darreichungsform. Visköse Suspensionen oder Schmelztabletten sind daher günstiger als etwa die Inhalation. Prof. Dr. Stephan Miehlke, Hamburg, verwies auf eine Studie, die Budesonid als visköse Suspension gegenüber einer Inhalation über acht Wochen verglich. Die längere mukosale Kontaktzeit korrelierte mit einem signifikant stärkeren Rückgang der Eosinophilenzahlen.

Neuerungen in der Pipeline

Noch ist kein Präparat speziell für die Therapie der EoE zugelassen. In Entwicklung sind unter anderem aber zwei Formulierungen, die bereits in Phase-II- und -III-Studien untersucht werden: eine Budesonid-Suspension und eine Budesonid-Schmelztablette. In der randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten BUL-1-Phase-III-Studie konnte für die Budesonid-Schmelztablette (2 x 1 mg/d) ein hochsignifikanter Vorteil bei Patienten mit klinisch-pathologisch aktiver EoE über sechs Wochen gezeigt werden. Die Rate der Patienten mit klinisch-histologischer Remission nach sechs Wochen war hochsignifikant höher als unter Plazebo (57,6 % versus 0 %; p < 0,00001). Eine histologische Remission wurde bei mehr als 90 % der Patienten erreicht, unabhängig von der Lokalisation der Entzündung in der Speiseröhre und dem Ausmaß der Erkrankung.

Assoziation mit allergischen Erkrankungen

Die EoE tritt gehäuft bei Männern im Alter von 30 bis 50 Jahren auf (Geschlechterverhältnis 3:1), kann sich aber in jedem Lebensalter manifestieren. Zudem, so Prof. Dr. Mirna Chehade, New York, besteht eine Korrelation mit Nahrungsmittelallergien oder atopischen Erkrankungen.

So findet sich ein Asthma bronchiale bei Kindern und Erwachsenen etwa dreimal häufiger und eine allergische Rhinitis 5,9- beziehungsweise 4,9-mal häufiger. Auch Bindegewebserkrankungen treten laut Chehade bei Patienten mit EoE gehäuft auf, darunter das Ehlers-Danlos-Syndrom: "1,3 % der Patienten mit einer Bindegewebserkrankung (connective tissue disorders; CTD) haben auch eine EoE." Auch Rheumatologen sollten deshalb die Möglichkeit einer EoE bei ihren Patienten im Auge behalten. Ansonsten wird möglicherweise die Chance auf eine wirksame Therapie verschenkt.

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Autorin:
Dr. Beate Fessler

Symposium 208 der Falk Foundation e. V. "Eosinophilic Esophagitis – Medical and Dietary Treatment", Berlin, 4./5. Oktober 2017


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2017; 39 (19) Seite 119