Darf mein Patient sechs Wochen nach dem Coiling eines Aneurysmas fliegen?

Antwort: Zunächst kommt es darauf an, ob es sich um ein geplantes Coiling eines nicht blutenden inzidentellen Aneurysmas handelt oder ob das Aneurysma geblutet hat.

Wenn das Aneurysma geblutet hat und notfallmäßig mit Coils versorgt worden ist, sehe ich es sechs Wochen danach sehr kritisch, eine Flugreise zu machen. Hier besteht noch eine höhere Gefahr eines Hydrocephalus oder von epileptischen Krampfanfällen.

Sechs Wochen nach einer geplanten Versorgung eines nicht blutenden Aneurysmas ohne Komplikationen und ohne Stent ist eine Flugreise eher unkritisch. Das Blutungsrisiko ist in dem Fall in den ersten Tagen nach der Intervention am höchsten und nach etwa sechs Wochen recht gering. Im Zweifel sollte der therapierende Neuroradiologe oder Neurochirurg gefragt werden.

Ein weiterer Aspekt ist, wohin die Reise geht. Sechs Wochen nach einer Narkose ist es denkbar, dass der Patient noch vermehrt anfällig ist für Klimaextreme. Deshalb wäre u. U. ein Aufenthalt in der Wüste oder im Polargebiet eher kritisch.

Der letzte Aspekt ist noch die Frage, ob geplant ist, als Passagier zu fliegen oder als Pilot. Die oben ausgeführten Betrachtungen beziehen sich auf Reisen als Passagier. Sollte eine Reise als Pilot geplant sein, so ist meines Erachtens nach einem derartigen Eingriff eine kritische Überprüfung der Fluglizenz notwendig.



Autor:

Prof. Dr. U. M. Mauer

Bundeswehrkrankenhaus Ulm
Abteilung für Neurochirurgie
89081 Ulm

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2016; 38 (15) Seite 70