Eine neue Leitlinie soll für mehr Klarheit bei der Behandlung von Mandelentzündungen sorgen.

So werden sowohl Abstrichuntersuchungen von den entzündeten Mandeln wie auch Antibiotikagaben nur unter klar definierten Voraussetzungen empfohlen. Außerdem wird von unnötigen Blut- und Urinuntersuchungen abgeraten. Hierzu zählt insbesondere die Bestimmung des Antistreptolysin-Titers (ASL-Titer), der sich in diesem Zusammenhang als bedeutungslos erwiesen habe. Unabhängig von seiner Höhe sei der ASL-Titer in keinem Fall als Indikation für eine Mandelentfernung zu verwerten. Auch bei der infektiösen Mononukleose wird von einer Mandelentfernung als Standardtherapie abgeraten, die nur noch in Fällen von Luftnot gerechtfertigt ist. Zur Behandlung einer akuten Mandelentzündung durch eine nachgewiesene Streptokokken-Infektion ist eine gezielte Antibiotikumtherapie – auch bei erneuten Infektionen – ausreichend. So wird empfohlen, bei weniger als 3 Tonsillitiden in den vorausgegangenen 12 Monaten von einer Mandelentfernung abzusehen. Bei 3 bis 5 Episoden wird die Mandelentfernung als mögliche Option betrachtet, wenn sich innerhalb der nächsten 6 Monate weitere Episoden ereignen sollten und die Zahl 6 erreicht wird. Erst ab 6 Mandelentzündungen im vorausgegangenen Jahr scheint die vollständige Mandelentfernung vorteilhaft zu sein.


Quelle:
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)