Mandelentzündungen, Scharlach oder lebensbedrohliche Infektionen wie beispielsweise nekrotisierende Fasziitis – ein dramatisch verlaufendes Absterben von Haut und Gewebe – werden vom Bakterium Streptococcus pyogenes ausgelöst.

Manche Menschen erkranken immer wieder und in kurzen Abständen an Streptokokken-Infektionen. Obwohl man diese mit Antibiotika behandelt und scheinbar erfolgreich bekämpft hat. Der Grund: Streptokokken nisten sich in menschlichen Zellen ein und entziehen sich solange dem Immunsystem, bis es seine Abwehr einstellt. Bisher ist man davon ausgegangen, dass Streptokokken in Epithelzellen, also die äußere Zellschicht, eindringen und dort überleben. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig konnten jetzt erstmals zeigen, dass sie auch in den Endothelzellen überlebensfähig sind. Streptococcus pyogenes gelangt mit Hilfe seines wichtigsten Virulenzfaktors, des M-Proteins, in die Endothelzellen und verschmelzen dort mit den sogenannten Lysosomen. Diese speziellen Bereich der Zelle dienen der Entsorgung von fremdartigen und schädlichen Substanzen. Auch die Bakterien müssten hier eigentlich abgetötet werden, allerdings geschieht dies in diesem speziellen Fall nicht vollständig: Einige der Bakterien überleben. Die Streptokokken finden sozusagen eine Nische, in der sie vor dem menschlichen Immunsystem geschützt sind, so die Forscher. Gefährlich ist das vor allem, weil viele Antibiotika, besonders Penicillin, sie dort nicht abtöten können. Wie genau sich die dieses Versteckspiel der Erreger auf den Verlauf verschiedener Krankheiten auswirkt, gilt es noch zu erforschen. Die Wissenschaftler konnten aber zeigen, dass es sich bei Streptococcus pyogenes nicht wie lange Zeit gedacht um extrazelluläre Pathogene handelt.


Quelle:
Ochel A. et al. (2014) J Innate Immun. DOI:10.1159/000358085