Im Land der Biertrinker wie in Deutschland und gerade im Bundesland Bayern stellt wohl die "Bierallergie" den "Worst case" einer Allergie dar. Zum Glück ist diese Allergieform selten, wenn auch im Fall der Fälle von hoher Relevanz. Die folgende Kasuistik zeigt, wie man durch genaue Anamnese und spezifische Testung der Ursache der allergischen Reaktion auf die Spur kommen kann.

Der 46-jährige Patient aus der Nähe von Regensburg hatte in einem Biergarten Wurstsalat mit Zwiebeln und Brot gegessen und dazu einen halben Liter Bier getrunken. 30 Minuten nach dem Essen wurde folgendes Foto aufgenommen (Abb. 1).

Die genauere Anamnese ergab, dass der Mann bereits zwei Jahre zuvor in Russland eine ähnliche allergische Reaktion gehabt hatte. An Erkrankungen bekannt war bisher eine allergische Rhinitis, ansonsten sei er immer gesund gewesen.

Nach genauerem Nachfragen gab der Patient an, damals an einem Hotelbuffet in Russland u. a. Fisch, Kaviar und Meeresfrüchte gegessen zu haben, der Rest war nicht erinnerlich. Dazu hatte er dunkles Bier getrunken. Medikamente hatte er keine eingenommen.

Allergietestungen

Als nächster Schritt erfolgte nach der Anamnese eine Hauttestung, wobei hier auch das Bier der Sorte, die im Biergarten verzehrt worden war, geprickt wurde (Thurn & Taxis hell, Brauerei Thurn & Taxis Regensburg).In den durchgeführten Prick-tests waren die Gräserpollen und Frühblüher positiv, außerdem auch Gerstenmehl (Abb. 2).

In einer durchgeführten spezifischen IgE-Untersuchung ergab sich für Malz die Rastklasse 3, für Brauereihefe und Hopfen jeweils die Rastklasse 0.

Angesichts der typischen Anamnese, der positiven Hauttests sowie auch des positiven spezifischen IgE konnte eine Biermalzallergie diagnostiziert werden. Das zum Brauen von Bier verwendete Malz wird aus Gerstenkörnern gewonnen. Der Mälzprozess lässt Malz, Zucker, Proteine und viele Enzymarten entstehen. Es ist deswegen mitunter schwierig, den tatsächlichen Verursacher, in diesem Fall das Malzallergen, zu identifizieren.

Nach genauerer Literaturrecherche ist eine Bierallergie bisher sehr selten beschrieben. In einer israelischen Arbeit wird ein sogenanntes Lipid-Transfer-Protein als vermutlich auslösendes Allergen beschrieben.

Therapie: Bierkarenz

Im weiteren Verlauf zeigte der Patient nach entsprechenden Karenzmaßnahmen keine Symptome mehr. Da der Patient auch ein Weingenießer ist und hier darunter keine Anaphylaxien mehr auftraten, fiel ihm ein entsprechendes Meiden von Bier auch nicht schwer.



Autor:

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Dr. med. Wolfgang Sieber

Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie/Allergologie/Umwelt-,Sport-, Notfallmedizin
Innere Abteilung
Kreisklinik Wörth
93086 Wörth a. d. Donau

Interessenkonflikte: Der Autor hat keine deklariert.


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2015; 37 (2) Seite 49-50