Eine akute Bronchitis, d. h. eine akute Entzündung der Bronchialschleimhaut, entsteht meist im Rahmen eines banalen Infekts. Bei dem Symptom „Husten“ unterscheidet man trockenen Husten (Reizhusten) von produktivem Husten mit zähflüssigem Sekret. Diese Differenzierung ist wichtig für die Auswahl der unterschiedlichen phytotherapeutischen Therapieansätze.

Phytotherapeutika, die bei Husten und Bronchitis eingesetzt werden, wirken in erster Linie symptomatisch, und zwar antitussiv, reizlindernd, antiphlogistisch, bronchospasmolytisch, sekretolytisch oder sekretomotorisch, schreiben Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher und Kollegen in ihrem Buch „Leitfaden Phytotherapie“ [1]. Sie sollten möglichst frühzeitig angewendet werden, entweder allein oder – bei schwererer Ausprägung – adjuvant, z. B. zusammen mit Betasympathomimetika. So lässt sich z. B. mit einer Kombination aus standardisiertem Efeublätterextrakt und Betasympathomimetika (Terbutalin, Fenoterol etc.) die Dosis des Sympathomimetikums senken.

Trockener Husten

Der Hustenreflex lässt sich zum einen unterdrücken durch direkte Antitussiva (Codein, Noscapin), die in der Medulla oblongata ansetzen und dort die sensorischen Nerven der unteren Atemwege und der Bronchien dämpfen. Diese Substanzen sollten aber nur kurz, vor allem zur Nacht, eingesetzt werden, damit das Abhusten nicht behindert wird. Länger andauernder trockener Husten muss diagnostisch abgeklärt werden. Zum anderen kann man trockenen Husten durch indirekte Antitussiva bekämpfen, die sensible Nerven im Bereich der Atemwege (Mechanorezeptoren) blockieren, indem sie mit einem Schleimfilm abgedeckt werden (vgl. Tabelle 1).

Die sogenannten Schleimstoffdrogen bilden einen Schutzfilm im Bereich von Epiglottis, Hypopharynx bis zum Larynx, hemmen reflektorisch die Bronchialschleimsekretion über eine Dämpfung parasympathischer sensibler Nerven in der Magenschleimhaut und mindern eine hyperaktive mukoziliäre Aktivität im Flimmerepithel. Zu ihnen zählen u. a. Eibischwurzel/-blätter, Huflattichblätter, Isländisches Moos, Malvenblätter/-blüten, Spitzwegerichkraut und Wollblumen. Darüber hinaus können bei trockenem, aber auch bei produktivem Husten Bronchospasmolytika, Antiphlogistika und keimhemmende Drogen eingesetzt werden (s. u.).

Produktiver Husten

Für produktiven Husten steht ein breites Wirkstoffspektrum an Phytotherapeutika zur Verfügung (vgl. Tabelle 2). Daher lässt sich dieser in der Regel allein mit diesen Substanzen behandeln. Expektoranzien fördern den Auswurf, indem der Schleim verflüssigt wird (Mukolytika) oder die Produktion eines dünnflüssigen Schleims gefördert wird (Sekretomotorika). In diese Wirkstoffklasse gehören Ätherisch-Öl-Drogen (z. B. Anisöl, Eukalyptusblätter/-öl, Fenchelfrüchte/-öl, Minzöl, Pfefferminzöl und Thymiankraut) sowie Saponindrogen (z. B. Efeublätter, Primelwurzel, Schlüsselblumenblüten und Süßholzwurzel). Im Gegensatz zu Ambroxolhydrochlorid wirken Saponindrogen nicht nur sekretolytisch, sondern auch sekretomotorisch.

Des Weiteren können bei produktivem Husten Bronchospasmolytika (z. B. Efeublätter, Huflattichblätter, Lindenblüten, Primelwurzel, Süßholzwurzel, Thymiankraut), Antiphlogistika (z. B. Bibernellwurzel, Efeublätter, Isländisches Moos, Spitzwegerichkraut, Süßholzwurzel) und keimhemmende Drogen (z. B. Andornkraut, Brunnenkressekraut, Efeublätter, Thymiankraut, afrikanische Umckaloabowurzel) zum Einsatz kommen.


Literatur
1) H. Schilcher et al.: Leitfaden Phytotherapie, S. 484 – 504, 4. Auflage 2010, Urban & Fischer Verlag, München

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2014; 36 (4) Seite 68-69