Einer meiner Patienten – nebenbei passionierter Saunagänger – erhielt eine neue Hüftgelenk-Totalendoprothese. In der Anschluss-REHA verbot ihm der betreuende Arzt für die nächsten sechs Monate jeglichen Saunabesuch. Da dies aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar ist, hätte ich gerne gewusst, ob dies so richtig ist, und wenn ja, aus welchem Grund.

Antwort: Aufgrund der Thermoregulation unseres Körpers wird ein Saunagang wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Temperatur im Bereich des Gelenks haben. Grundsätzlich schadet ein Saunabesuch einem künstlichen Hüftgelenk daher nicht. Für die Dauer der Wundheilung sollte die Hüftregion möglichst keinem feucht-warmen Klima ausgesetzt werden. Das könnte zu Wundheilungsstörungen führen.

Zu bedenken ist auch, dass in Nassbereichen immer Sturzgefahr besteht, und es ist besonders für Hüftpatienten ratsam, darauf zu achten, nicht zu stürzen. Kurz nach der Hüftoperation kann außerdem das Gleichgewichtsgefühl noch gestört sein (niedriger Hb, Einnahme von Analgetika etc.), was einen Saunabesuch ebenfalls nicht ratsam erscheinen lässt.

Ein grundsätzliches Verbot für sechs Monate ist auch aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar. Voraussetzungen für den Saunabesuch sind meiner Ansicht nach:

  1. reizfreie Narben und eine abgeschlossene Wundheilung,
  2. fehlende Infektzeichen und
  3. ein sicheres Gangbild.

Diese Kriterien können bereits sechs Wochen nach der Operation erfüllt sein.


Prof. Dr. med. Wolf Petersen


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Prof. Dr. med. Wolf Petersen
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Martin-Luther-Krankenhaus
14193 Berlin

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2013; 35 (2) Seite 46