Schuppende Beläge auf Kinderköpfen werden auch dem Hausarzt regelmäßig von besorgten Müttern präsentiert. Dabei stehen dann meist folgende Fragen im Mittelpunkt: „Muss ich mir Gedanken machen?“ und „Wie bekomme ich die hässlichen Krusten schnell weg?“ In seinem practica-Seminar „Die zehn häufigsten Hauterkrankungen im Kindesalter“ hatte Prof. Dr. med. Dietrich Abeck, Hautarzt mit Spezialisierung im Bereich der pädiatrischen Dermatologie, zahlreiche Tipps parat.

„Was würden Sie in diesem Fall verordnen, um die Schuppen abzulösen“, fragte der Münchner Dermatologe das Auditorium und präsentierte die Kopfhaut eines ca. 7-jährigen Jungen mit Gneis (Abb.1) – einem recht häufigen Befund bei Kindern. Olivenöl, lautete ein Vorschlag. „Das funktioniert, dauert aber ewig“, so Abeck. Salicylsäure schlug ein anderer Kollege vor. „Diese Substanz sollte bei Kindern wegen der Gefahr der Resorption nicht eingesetzt werden, da die Salicylsäure toxisch auf das ZNS wirkt und Erbrechen, Nausea und Bewusstseinsstörungen hervorrufen kann“, warnte Abeck.

Ein Präparat, mit dem er in letzter Zeit gute Erfahrungen gemacht hat, ist babybene® Gel, dessen Bestandteile zu 95 % aus Macadamia-, Oliven- und Jojobaöl sowie Glycerin bestehen. Das Gel muss nur für etwa zehn Minuten einwirken, dann lösen sich die Schuppen nahezu vollständig und nach dem Ausspülen mit Shampoo ist die Kopfhaut wieder glatt. Eine Verordnung ist allerdings nicht möglich, da es sich um ein Kosmetikum handelt.

Gneis oder Milchschorf?

Abzugrenzen vom gewöhnlichen Kopfgneis, der bis zum 10. Lebensjahr in unterschiedlicher Schwere bestehen kann, ist die Kopfschuppung im Rahmen des „Milchschorf“ (Abb. 2). Hierbei finden sich nicht nur Schuppen, sondern die Eltern beobachten, dass nach Ablösen der Schuppen eine gerötete oder sogar leicht nässende Kopfhaut sichtbar wird. Diese Veränderungen sind als Kopfhautvariante des infantilen Ekzems aufzufassen. Bei einem Teil der Kinder entwickeln sich im Verlauf weitere Hautveränderungen der Neurodermitis, bei vielen Säuglingen bleiben die Veränderungen an der Kopfhaut die ausschließliche Erkrankungsmanifestation und heilen nach einigen Wochen auch wieder vollständig und dauerhaft aus. Häufig besteht auch Juckreiz. Somit wird nach dem Entfernen der Schuppen auch zusätzlich eine antientzündliche Behandlung notwendig. In diesen Fällen sollte man nach der Ablösung der Schuppen noch ein Steroid auftragen. Abeck empfiehlt Alfason Crelo®, ein sehr gut hautverträgliches Steroid der Klasse 2 nach Niedner, das schon ab der zwölften Woche zugelassen ist. Auch Retef Creme® ist möglich, bei Säuglingen unter drei Monaten bietet sich eine 1% Hydrokortisonzubereitung an.

Im Erwachsenenalter ist die Psoriasis capitis die typische mit verstärkter Schuppung einhergehende Kopfhauterkrankung. Der Leidensdruck der Patienten ist sehr groß, da sie neben dem Juckreiz auch durch die Kopfschuppen, die sich auf den Kleidungsstücken zeigen, massiv belastet werden. Viele Betroffene verzichten aus diesem Grund auf eine dunkle Garderobe. Das therapeutische Vorgehen zielt auf eine wirksame Reduktion der Schuppen und der Entzündungsreaktion. In der Dermatologie bevorzugt zum topischen Einsatz gelangende Keratolytika sind Harnstoff, Milchsäure und Salicylsäure. In der Kombination mit topischen Steroiden wird die für die Behandlung der Psoriasis capitis gewünschte duale Wirkung erreicht. Für Erwachsene ist hier die Einarbeitung von Triamcinolon in babybene® Gel eine interessante Alternative (vgl. Rezeptur).

Probatorischer Milchwechsel?

„Sollte man beim Auftreten einer Neurodermitis beim Säugling vielleicht versuchsweise die Milch wechseln?“, wollte eine Kollegin wissen. Bei leichten Formen der Neurodermitis spielen Ekzem-relevante Nahrungsmittelallergien keine Rolle, so Abeck. Die Milch kann bei schweren, disseminierten oder generalisierten Verläufen ein Mitauslöser sein. Jedoch: kein Um- oder Absetzen ohne vorherigen Allergietest, warnte der Dermatologe. Dieser kann per Blut (Bestimmung spezifischer IgE-Antikörper gegenüber Milcheiweiß) oder ohne großen Aufwand mittels Hautpricktestung erfolgen. Dazu prickt man mit einer Einmal-Pricktestnadel (erhältlich z. B. von Stallergenes) durch den auf die Haut getropften Milchtropfen in die Haut, am besten mit Muttermilch, Folgemilch und den zwei üblichen Kontrollen (NaCl und Histamin). Sollte der Test positiv ausfallen, hat dieses Ergebnis einen hohen prädiktiven Wert für eine Milcheiweißallergie und ein Umsetzen auf ein Vollhydrolysat ist sinnvoll, wobei die Kosten in diesen Fällen auch von den Krankenkassen erstattet werden. Nur 5 bis 10 % der an Neurodermitis erkrankten Kinder haben im ersten Lebensjahr eine Ekzem-relevante Nahrungsmittelallergie, gab Abeck jedoch zu bedenken.

Eine weitere Form der schuppenden Kopfhaut beim Kind ist die sogenannte Taenia amiantacea (Abb. 3), so Abeck. Das ist die Maximalvariante der trockenen Kopfhaut. Die Ursache liegt vermutlich in einer Sebostase mit zusätzlichen Triggerfaktoren wie Klima oder entfettenden Shampoos. Hierbei kommt es in umschriebenen Bereichen der Kopfhaut zu einer asbestartigen, an Haaren und Kopfhaut anhaftenden Schuppung. Auch hierbei kann babybene® Gel gute Dienste leisten.

Dr. med. Vera Seifert


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2010; 32 (20) Seite 30-31